Was ist ein CMS?
Ein Content-Management-System dient zur einfachen Verwaltung der Inhalte einer oder mehreren Webseiten. Redakteure und Mitarbeiter haben dadurch die Möglichkeit, neue Blogbeiträge zu veröffentlichen oder komplett neue Unterseiten zu erstellen. Mit einem CMS kann man also die Website verändern, ohne einen Programmierer zu beauftragen.
Wie funktioniert ein CMS?
Die Architektur und Funktionsweise von einem CMS hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Aktuell gibt es drei verschiedene Arten von Architekturen für Content-Management-Systeme:
Coupled CMS (Klassisches CMS)
Die Architektur von klassischen Systemen existier schon seit mehr als 20 Jahren. Zu den bekanntesten Vertretern gehören WordPress, Typo3 und Drupal. Bei diesen Systemen sind Frontend und Backend immer fest miteinander gekoppelt (coupled). Das CMS hat dadurch nicht nur die Aufgabe zur Verwaltung der Inhalte, sondern auch die Darstellung und Erzeugung des Frontends für den Nutzer.
Das Problem: Bei der Entwicklung eines Frontends ist man immer auf die technologischen Möglichkeiten des CMS Anbieter angewiesen. Und da sich das Web rasend schnell verändert, kommt man als Entwickler schnell an seine Grenzen. Zudem können die Inhalte, welche man über das CMS verwaltet, nur für eine Website bzw. ein Kanal verwendet werden. Man hat also nicht die Möglichkeit, die Inhalte für einen anderen Marketingkanal zu verwenden. Andersherum hat man im Frontend auch nur die Möglichkeit, Inhalte von einem CMS abzufragen. Man kann also z.B. nicht Inhalte von WordPress abfragen und gleichzeitig auch von Shopify, aber alles auf einer Website darstellen.
Nachteile
eingeschränkt auf ein System
Inhalte können nur für einen Kanal verwendet werden
Backend und Fronten sind verbunden und somit anfälliger für Hacker
Entwickler sind bei der Entwicklung eines Frontend auf die technischen Vorgaben des CMS Anbieter angewiesen
Headless CMS
Um Inhalte über ein CMS pflegen zu können, aber gleichzeitig auch auf verschiedenen Websites und Marketingkanälen ausspielen zu können, wurde die Headless Architektur erfunden. Als Headless CMS kann eigentlich alles verwendet werden, was eine API hat. Selbst WordPress und Drupal bieten eine REST-API an und können somit als Headless CMS verwendet werden. Es gibt aber auch viele SaaS-Anbieter, welche ein CMS speziell für die Headless Architektur zur Verfügung stellen. Dazu gehören z.B. Prismic, Storyblok oder Builder.io. Diese Tools sind nur auf das Content-Management ausgelegt und sind dadurch auch teilweise einfacher zu bedienen als klassische CMS.
Mit dieser Vorgehensweise kann man sich auch Kosten bei der Entwicklung sparen, da nur noch ein Entwickler für die Entwicklung des Frontends benötigt wird. Dadurch wird kein Backend-Entwickler mehr benötigt, welcher das CMS an die Kundenbedürfnisse anpassen muss.
Decoupled CMS (Hybrid)
Bei dem Hybrid-Ansatz wird ein klassisches CMS genommen und mit einer REST-API erweitert. Dadurch kann man klassische Webseiten z.B. mit WordPress entwickeln und gleichzeitig eine Schnittstelle für andere Kanäle bzw. Frontends bereitstellen. Der Vorteil ist ein gemeinsames Backend, über den alle Inhalte für alle Webseiten und Kanäle gepflegt werden können.
Wie auch bei einem Headless CMS Ansatz haben Entwickler eine freie Wahl der Technologie für das Frontend. Dadurch können sie eine bessere Performance für die Seite erreichen, welches auch für ein bevorzugtes Ranking in Suchmaschinen sorgt.
Ein weiterer Vorteil ist die Multichannel- und Omnichannel-Fähigkeit. Sie können über die API so viele Frontends wie sie wollen anbinden, ohne dass es Einfluss auf die Performance des Backends nimmt. Dadurch erreicht man es eine ganzheitliche, digitale Customer Experiences über alle Kanäle hinweg zu liefern.
Worauf sollte man bei der richtigen Auswahl achten?
Zuerst sollte man sich fragen, ob man ein Multichannel- bzw. Omnichannel-Marketing Konzept benötigt. Soll das CMS von verschiedenen Frontends verwendet werden oder nur von einer Website? Anhand dieser Fragen sollte man die zwischen klassischen, Headless oder hybridem CMS entscheiden.
Wenn die Auswahl des CMS-Types getroffen worden ist, dann muss man sich zwischen einem Anbieter entscheiden. Bei einem Headless CMS, hat man aber auch die Möglichkeit verschiedene Anbieter zu verwenden und an eine Website bzw. Frontend anzubinden. Bei der Entscheidung sollte man vorwiegend darauf achten, ob das System zu dem Arbeitsablauf passt, mit dem man die Inhalte der Website verwalten will. Aber auch Sicherheit, Lizenzkosten und Erweiterbarkeit der Systeme spielen eine wichtige Rolle.
Im Nachfolgenden stellen wir die Vor- und Nachteile von bekannten Content-Management-Systemen dar:
Headless CMS oder traditionelle Architektur? 7 CMS im Vergleich
WordPress: der Marktführer der Content-Management-Systeme / Quelle: wordpress.org
WordPress
WordPress ist eines der bekanntesten Content-Management-Systeme auf dem Markt. Es ist Open-Source und hat einen Marktanteil von 64 % (Stand: Oktober 2022). Ursprünglich wurde es als Blogsystem entwickelt, hat sich aber in den letzten Jahren zu einem voll funktionsfähigen Content-Management-System entwickelt.
Es gehört zu den klassischen Systemen. Entwickler können mithilfe der Programmiersprache PHP das Backend erweitern und das Frontend entwickeln. Seit paar Jahren entwickelt sich WordPress aber auch zu einem hybriden CMS. Es stellt eine REST-API zur Verfügung, mit denen Entwickle ein entkoppeltes Frontend anbinden können. Es kann aber auch nur als Backend verwendet werden und somit als Headless CMS bzw. Headless WordPress.
Das CMS bietet eine intuitive Bedienung für Mitarbeiter und Redakteure. Richtig eingerichtet, können alles Inhalte der Website ohne Programmierkenntnisse angepasst werden. Mit dem neuen Full Site Editor können Seiten auch mit einem visuellen Editor bearbeitet werden.
Da es das meistbenutzte CMS ist, hat es die letzten Jahre oft auch mal einen schlechten Ruf bekommen. Dabei hieß es oft, es sei zu unsicher oder das Frontend wäre zu langsam. Das ist aber alles eine Frage der Einrichtung. In der Basisversion ist WordPress genauso schnell und sicher wie die meisten Open-Source Content-Management-Systeme. Da es aber über 58.000 Plug-ins anbietet, mit denen man das Backend erweitern kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Einrichtung. Je mehr Plug-ins man verwendet, desto mehr Schwachstellen gibt es für Hackerangriffe und desto langsamer wird das System. Die Verwendung von WordPress als hybrides oder Headless CMS kann diese Probleme lösen.
Vorteile
keine Lizenzkosten, da Open-Source
stetige Weiterentwicklung durch große Entwicklercommunity
intuitiv bedienbare Nutzeroberfläche
geringer Aufwand bei Installation und Einrichtung
große Auswahl und einfache Integration von Plug-ins
Nachteile
muss auf einem eigenen Server gehostet und gewartet werden
Plug-ins sollten so wenig wie möglich verwendet werden, da sonst Sicherheitslücken entstehen könnten
Drupal: modulares CMS mit Fokus auf User-generated Content / Quelle: drupal.org
Drupal
Drupal ist genauso wie WordPress ein Open-Source-System. Es hat einen sehr modularen Aufbau und ist dadurch in der Grundinstallation sehr schlank. Zudem bietet es mehr als 46.000 Erweiterungsmodule, mit denen das Backend erweitert werden kann.
Es wird vorwiegend für Social-Publishing- und Community-Websites verwendet. Das modulare Backend ist eine gute Lösung für dynamische Plattformen, die auf User-generated Content setzen.
Da es einen API-first Ansatz verfolgt, eignet es sich auch für die Verwendung als hybridem oder Headless Drupal. Der Nachteil bei der Verwendung als reines Headless CMS ist, dass viele nützliche Funktionen des Content-Management-Systems nicht mehr verwendbar sind. Diese Funktionen muss man selbst nachentwickeln. Daher eignet sich Drupal eher als hybrides System, damit man die wichtigen Funktionen noch weiter verwenden kann, aber gleichzeitig weitere entkoppelte Frontends anbinden kann.
Vorteile
sehr schlanke Grundinstallation
große Auswahl an Erweiterungsmodulen
Nachteile
mangelnde Abwärtskompatibilität
höherer Aufwand bei der Installation von zusätzlichen Modulen
Craft CMS: ein modernes CMS mit einem einfachen Editor / Quelle: craftcms.com
Craft CMS
Craft CMS wird seit 2012 entwickelt. Im Gegensatz zu WordPress, mit dem auch unerfahrene Benutzer innerhalb von wenigen Minuten eine Website veröffentlichen können, wendet es sich stärker an Entwickler. Genauso wie WordPress und Drupal ist es Open-Source. Für einen vollen Funktionsumfang muss man aber eine Lizenz erwerben. Craft CMS bietet auch ein Erweiterungspaket für E-Commerce, welches man zusätzlich erwerben kann.
Craft CMS wurde als eigenständiges Content-Management-System entwickelt und ist dadurch sehr intuitiv bedienbar. Das Backend kann man bereits in der Grundinstallation komplett individuell einrichten. Es können Felder und Seitentypen definiert werden, welche später vom Programmierer im Frontend abgefragt werden können. Der Seiteneditor bietet zudem eine Live-Vorschau, mit denen Redakteure direkt die Änderungen an der Seite anschauen können, bevor sie veröffentlicht wird.
Da Craft CMS jünger ist als andere System, setzt es auf modernere Technologien. In der Pro-Variante, bietet es eine GraphQL API, an denen andere Frontends angebunden werden können. Dadurch eignet es sich perfekt als hybrides oder Headless CMS.
Vorteile
sehr einfaches und intuitives Backend
GraphQL Schnittstelle für die Verwendung als hybrides oder Headless CMS
Nachteile
mehr Aufwand bei der Entwicklung eines Frontends
Lizenzgebühr für einen vollen Funktionsumfang
NEOS CMS: TYPO 3 Alternative CMS mit einem visuellen Editor / Quelle: neos.io
NEOS
NEOS CMS sollte eigentlich eine Weiterentwicklung von TYPO3 werden, wurde aber im Jahr 2015 als eigenständiges Projekt weitergeführt. Das Motto von NEOS ist „Content´s first choice“. Es wurde mit Fokus auf die einfache Bedienung für Redakteure entwickelt. Diese erhalten einen visuellen Editor, mit dem sie direkt die Inhalte im Layout der Seite bearbeiten können.
Auch für Entwickler gibt es viele Vorteile. Sie erhalten ein System auf dem neusten Stand der Technik, welches durch die vielen Schnittstellen erweiterbar ist. Grundsätzlich kann NEOS nur durch die Entwicklung von eigenen Erweiterungen erweitert werden. Es gibt aber bereits über 950 Erweiterungen, welche installiert werden können.
NEOS eignet sich nur für die Verwendung als klassisches CMS. Es bietet (noch) keine REST-API oder GraphQL Schnittstelle, mit der man das System auch als hybrides CMS verwenden könnte. Als Headless CMS eignet es sich nicht, da das Hauptmerkmal, der visuelle Editor, dann keine Verwendung mehr hätte.
Vorteile
visueller Website-Editor
einfache Erweiterbarkeit für Entwickler
Nachteile
hoher Einrichtungsaufwand
mehr Aufwand und höhere Kosten für Betrieb und Wartung des Systems
Prismic: Headless CMS mit einfachen Drag-and-drop Editor / Quelle: prismic.io
Prismic
Prismic wird seit 2013 entwickelt und wird im Gegensatz zu einem Open-Source CMS als Software-as-a-Service (SaaS) Lösung angeboten. Dadurch können die Kosten zur Bereitstellung eines Backend-Servers und die Wartungskosten für Updates eingespart werden. Prismic ist ein reines Headless CMS und bietet eine ausgereifte API, mit der verschiedene Frontends angebunden werden können.
Mitarbeiter und Redakteure erhalten einen einfach zu bedienen visuellen Editor, mit dem sie Seiten per Drag-and-drop zusammenbauen können. Entwickler können Inhaltskomponenten entwickeln, die die Redakteure verwenden können. Dadurch kann man sicherstellen, dass das Corporate Design immer eingehalten wird und ein Mitarbeiter die Seite nicht „zerschießt“.
Die Kosten für Prismic fangen ab 7 $ pro Monat an. Falls es nur einen Benutzer gibt, dann kann auch die kostenlose Community Version verwendet werden. In den Business-Versionen, welche ab 100 $ pro Monat anfangen, erhält man auch Support von Prismic.
Vorteile
sehr intuitiver Drag-and-drop Editor
native Integrationen z.B. für Shopify, WooCoomerce und Magento
kein Aufwand und keine Kosten für Betrieb und Wartung des Backends
Nachteile
kein Open-Source
Storyblok: Headless CMS mit vielen Integrationen / Quelle: storyblok.com
Storyblok
Storyblok wurde 2015 gegründet und hat einen ähnlichen Ansatz wie Prismic. Zusätzlich zum Drag-and-drop Page Builder bietet es aber noch einen Full-Site Inline Editor. Inhalte können also direkt im Layout angepasst werden und der Redakteur kann direkt die Änderungen sehen.
Storyblok bietet auch eine kostenlose Community Version an und die Business-Versionen, welche mehr Features bieten, fangen ab 99 € pro Monat an.
Vorteile
sehr intuitiver visueller Page Editor
eine große Auswahl von Erweiterungen
kein Aufwand und keine Kosten für Betrieb und Wartung des Backends
Nachteile
kein Open-Source
Builder.io: Sehr umfangreicher Headless Page Builder mit Shopify Integration / Quelle: builder.io
Builder.io
Builder.io ist im Gegensatz zu Prismic und Storyblok ein Page Builder und die Kernfunktion ist der visuelle Editor. Webseiten können per Drag-and-drop zusammengebaut werden. Es kann als Headless CMS an verschiedene Frontends angebunden werden.
Mithilfe des visuellen Editors können Marketingteams komplett ohne Programmierkenntnisse Landingpages und Webseiten erstellen. Es bietet auch eine sehr ausgereifte Integration zu Shopify. Damit können zusätzliche Landingpages per Page Builder in Shopify erstellt werden.
Builder.io bietet auch eine kostenlose Version. Die Business-Versionen beginnen ab 99 € pro Monat.
Vorteile
sehr umfangreicher visueller Editor
gute Integration mit Shopify
kein Aufwand und keine Kosten für Betrieb und Wartung des Backends
Nachteile
kein Open-Source